Chronik

Aus der Geschichte der Görlitzer Schützengilde


Der Zwinger auf der Ostseite des Frauentores hieß der Schießzwinger und war von alters her den Schützen eingeräumt.
Die Schützengesellschaft in Görlitz ist eine uralte Societät. Die Waffen bis zum 15. Jahrhundert waren hauptsächlich Spieße, Lanzen, Degen, Morgensterne, und natürlich Armbrüste.


Nachdem das Büchsengeschütz und Pulvergeschoß erfunden wurde, hielt es auch in Görlitz seinen Einzug. Die Görlitzer bedienten sich des Pulvers zuerst im Jahre 1394.


Das Schützenhaus im Zwinger befand sich von alters her „beim Frauentore niederwärts“. In ihm wurde wöchentlich Schießen auf kurzer Distanz geübt.
Schon 1377 wurde es dort als „ezelstat“ (Zielstätte) erwähnt oder auch als „blidenhus“ (blide ist die Steinschleuder; Blidenhaus=Geschützhaus).
Da es nur aus Holz war und oft verfiel, wurde es 1591 aus Stein neu aufgebaut. Schon Anno 1546 hieß es vom Rat der Bürgerschaft: „so im Zwinger mit Schießen sich übte, mancherlei Spiel mit Karten, Würfeln und Kegelschieben, so bei denen Alten nicht in Brauch gewesen.“
Dies ist deutlich auf der Abbildung zu sehen. Die Ansicht und die Gestalt des Gebäudes stammen um 1830. Es befanden sich zweierlei Schützen in Görlitz, die Armbrust- und die Büchsenschützen, welche anfangs in einer einzigen Gesellschaft waren, sich aber Anno 1576 voneinander trennten.


Jede Gesellschaft baute in der Folge ihr eigenes Haus, in welchem sie zusammenkamen. Neben dem Schießhaus am Zwinger hatten sich bereits schon vor dem Jahre 1500 sich die Armbrustschützen ein Haus bei den „Herrenscheunen“ erbaut.

Es war ursprünglich aus Holz, wurde aber 1558 durch ein Steinernes ersetzt.

Im Dreißigjährigen Kriege wurde es zerstört, aber bereits 1649 wieder instand gesetzt.

1714 haben die Armbrustschützen unter tatkräftiger Hilfe des Bügermeisters Knorr von Rosenroth das Haus von Grund aus massiv, im Oberstock aber aus Holz ausgebaut.


Das Büchsenschießhaus, lag an der Neiße und wurde 1531 aus Holz, 1544 teilweise massiv umgebaut.  Auch dieses wurde 1641 bei der Belagerung durch die Kaiserlichen und die Sachsen zerstört.


Aber schon 1650 wurde der Neubau begonnen und 1652 vollendet. 1720 versah man
das Haus mit zwei Erkern, die man noch mit Bildern verzierte. Doch nur wenige Jahre
später, 1726 legte das gewaltige Feuer, das 137 Häuser der Stadt vernichtete, auch
diesen schönen Bau in Asche.
Nach zweijähriger Bauzeit von 1727 bis 1729, erstand es schöner als vor dem und
zwar zwei Stockwerke hoch aus Steinen erbaut und auf beiden Seiten mit Flügeln
versehen. Im Jahre 1880 verkaufte die Schützengesellschaft das Haus und siedelte im
folgenden Jahre in ihr neues Heim an der Zittauer Straße über.

Wie die Kleidung und Ausrüstung der Schützen in der Mitte des 17. Jahrhunderts aussah, zeigen untenstehende Abbildungen, die vom Schützenaltar, der Görlitzer Schützengesellschaft stammen.

Während der Rechte in seinen Händen Kronenbolzen und Armbrust hält als Zeichen der Zugehörigkeit seiner Sozität,

schultert der Linke die schwere Büchse symbilsch für die Büchsenschützen

Überliefert worden ist auch ein ganz besonderes Festmahl der Schützen aus dem Jahr 1660, dass ebenfals dem Altar entstammt. Eine solche Fülle des Besten und Herrlichsten, das die Küche bieten konnte, ward zu dieser Zeit nicht oft gesehen.
Da sitzen an der vornehmen Quertafel, um nur einige Namen zu nennen, die Bürgermeister Barholomäus Sehler und Daniel Richter, die alten Bürgermeister George Endermann und Friedrich Ferber, der Stadtrichter Gregorius Gobbius, die Ratsschöppen Tobias Schnitter, Karl Förster und Nikolaus Ranisch, der Schützen-Oberlteste Christof Crantz, der Stadtschreiber und Schützenälteste Ehrenfried Henning, dann Christian und Ignatiun Moller, Augustin Kober, Georg Emerich und viele andere. Auch die Namenan den beiden Längstischen sind bekannt: aber sie alle aufzuzählen wäre zuviel.


Und für die Tafelmusik hatte man das „Städtische Orchester“ bestellt. Von den Wänden herab schauen die Bilder des Römischen Kaiser Leopold und Ferdinand III., König von Schweden, die KurfürstenJohann Georg I. und II., die Herzöge August, Christian und Moritz.
Der Maler dieses Gemäldes sitzt am vorderen Ende der linken Tafel. Er hieß Johann Geysius, war selber Schützenbruder und mag wohl manche Stunde gearbeitet haben, ehe er die 108 Figuren in den kleinen Rahmen gebaut hatte.
Diesem Gemälde fügte er noch zwei zusammenklappbare Flügel hinzu, auf deren Innenseite er eine große Zahl Bildnisse malte.
Auf der Außenseite der beiden Flügel aber waren jene beiden Schützen zu sehen, deren Figuren wir auf der vorhergehenden Seite zeigten.

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